Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung - Institut der Leibniz-Gemeinschaft
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Die Studie beschäftigt sich mit den Entwicklungen im Erinnerungsdiskurs an die Judenvernichtung im kommunistischen Polen und der Rolle der Massenmedien (Fernsehen und Presse) als Orte der Aushandlung und der Kommunikation dieses Diskurses. Die Analyse fragt nach dem Zusammenhang zwischen einer staatlich gelenkten Gedenk- und Erinnerungskultur und deren Vermittlung durch die Medien, wobei in der Studie die Untersuchung von Kontinuitäten und Brüchen im „Meisternarrativ“ von besonderer Bedeutung ist. Insbesondere massentaugliche Formate wie Spielfilme und Fernsehserien werden in der Studie auf ihre narrativen Konstruktionen sowie ihren Bilderhaushalt analysiert, die affirmativ oder anlehnend wirken konnten, und dabei entsprechende Reaktionen in der polnischen Gesellschaft hervorrufen konnten. So zeigt die Studie, dass das Massenmedium Fernsehen durch seine Stellung als Leitmedium sowohl als Hemmnis als auch als Impulsgeber für gesellschaftliche Auseinandersetzungen mit der Erinnerung an die Judenvernichtung dienen konnte. Die Studie konzentriert sich auf die Jahre 1968 bis 1989 und zeichnet Konjunkturen des Erinnerns und der Marginalisierung der Erinnerung nach, die von verschiedenen politischen, gesellschaftlichen sowie transnationalen Faktoren beeinflusst wurden, und ihren Niederschlag in den Medien fanden. Besonders im Mittelpunkt stehen hierbei die 1970er Jahre und die damit verbundene (erinnerungs)politische Neuausrichtung, die mit einer Marginalisierung einherging, sowie – beeinflusst durch transnationale Faktoren wie die Ausstrahlung der Serie „Holocaust“ und des Dokumentarfilms „Shoah“ – die Neu- bzw. Wiederentdeckung des Themas im letzten Jahrzehnt der kommunistischen Herrschaft über Polen.
Die Studie betrifft die Analyse der Erinnerungskulturen in den zwei polnischen, jedoch über unterschiedliche Traditionen verfügenden Kleinstädten Labes und Flatow nach 1945. Methodisch knüpft die Autorin an das Konzept des kollektiven Gedächtnisses an und überträgt dieses auf kleine Untersuchungsräume, um auf die räumliche Differenzierung der lokalen Erinnerungslandschaften hinzuweisen. Aufgrund der spezifischen Vergangenheit dieser Städte geht es überwiegend um die Erinnerung an ihre deutsche und jüdische Kulturlandschaft. Haben Labes und Flatow in den Jahren 1945-1989 die nichtpolnischen Spuren ihrer Vergangenheit verdrängt, umgedeutet oder vergessen, so wurden diese nach dem Umbruch 1989/1990 – und zum Teil sogar schon früher – gesucht, entdeckt und ins kollektive Gedächtnis adaptiert. Die Hauptfragen lauteten: Wie, wann und warum hat man die fremde Kulturlandschaft verdrängt und ab wann sowie warum hat man die ungewollten Elemente gesucht und sucht sie noch bis heute? Es geht also um die Erforschung der Wendepunkte in den lokalen Debatten, vorwiegend in Bezug auf die deutsche, jüdische und polnische Vergangenheit der Kleinstädte. Die Studie zeigt, dass die lokalen Erinnerungskulturen nur scheinbar homogen sind und die Geschichtsdiskurse großenteils von den Traditionen innerhalb der jeweiligen Bevölkerung abhängen.
Hilflos im Dunkeln
(2014)
Nach einem Jahr der Diskussion über die Krise in der Ukraine und Russlands Krieg gegen die Ukraine ist es an der Zeit, eine Bilanz zu ziehen. Die Renaissance des geopolitischen Fatalismus, die Deutungshoheit selbsternannter Experten, historische Denkverbote sowie die Sprachlosigkeit der Fachleute insbesondere aus der Geschichtswissenschaft ergeben einen beklemmenden Befund: Im Angesicht ihrer größten Herausforderung haben die deutschen Osteuropa-Experten versagt.
Nahezu unbemerkt von der westlichen Öffentlichkeit hat sich im Mai ein technischer Generationswechsel vollzogen: Im russischen Kernkraftwerk Nowoworonesch II wurde erstmals in Europa ein Druckwasserreaktor der sogenannten Generation III+ in Betrieb genommen, dessen Sicherheitscharakteristika die der Anlagen im westlichen Teil des Kontinents übertreffen – auch die der deutschen.
Einstweilen Gegner
(2016)
Seit dem Ausbruch des Ukraine-Russland-Konflikts haben Erklärungsmuster im Stil der „neorealistischen“ Schule der Außenpolitik wieder Hochkonjunktur. Im Mittelpunkt solcher Konfliktdeutungen stehen die geopolitischen „Interessen“ großer Staaten, wobei den Ländern in der Nachbarschaft solcher Machtkonzentrationen so gut wie keine eigenen Interessen zugebilligt werden. Neorealistische Kritiker der westlichen Ukraine-Politik verweisen darauf, dass die „Interessen“ Russlands missachtet worden seien, was als gegeben voraussetzt, dass die Ukraine ein legitimes Interessenfeld Russlands und in ihren Bündnisentscheidungen nicht souverän ist.
An der Universität Daugavpils im Südosten Lettlands befindet sich eine außergewöhnliche Sammlung an Interviews (teilweise mit Transkripten und Fotos) von Menschen aus der historischen Grenzregion Lettgallen. Dieses „Oral History Archiv“ versammelt biografische Interviews mit Menschen aus der Region, die es Forschenden ermöglichen, eine Vielzahl von Themen der Alltags- oder Bildungsgeschichte der Region zu recherchieren. Die Interviewpartner:innen gehören hauptsächlich den Geburtsjahrgängen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts an. Die Interviewsprachen sind Lettisch, Russisch und Polnisch. Nutzende können vor Ort in einer Datenbank nach unterschiedlichen Kriterien recherchieren, z. B. nach Jahrgang, Konfession oder Berufsgruppe.
Der Aufstieg der Sudetendeutschen Heimatfront (SHF), später Sudetendeutschen Partei (SdP), zur bedeutendsten Partei der deutschen Minderheit in der Tschechoslowakei wurde in der historischen Forschung bislang nicht näher untersucht. Man verwies lediglich auf einige Faktoren, wie beispielsweise die Attraktivität der nationalsozialistischen Bewegung in Deutschland, die von den Deutschen empfundene Diskriminierung durch den tschechoslowakischen Staat oder die ablehnende Haltung gegenüber dem parlamentarischen System. Allerdings wurde dabei die Rolle der Partei als eigenständige politische Akteurin weitgehend ausgeblendet. Der Fokus dieser Publikation richtet sich auf die politische Kommunikation der sog. Henlein-Partei. Es wird untersucht, warum und mit welchen Mitteln der SdP nicht nur eine kurzfristige Mobilisierung der deutschsprachigen Bevölkerung, sondern eine längerfristige Wählerbindung gelang. Neben der Beleuchtung der gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Situation der Deutschen in der Tschechoslowakei sowie der Entwicklung und Struktur der Partei, erfolgt eine ausführliche Analyse des Kommunikationssystems, des Wahlkampfmanagements sowie der diskursiven Praktiken der selbsternannten politischen Interessensvertretung aller Sudetendeutschen.