Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung - Institut der Leibniz-Gemeinschaft
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„Armenhaus Europas“ und „Halb-Asien“ – so hieß es im 19. Jahrhundert über das habsburgische Kronland Galizien. Man war der Auffassung, dass diese „rückständige“ Grenzregion am nordöstlichen Rand der Donaumonarchie von den „Errungenschaften der Moderne“ kaum berührt sei. Ein differenzierteres Bild der galizischen „Peripherie“ hingegen möchte dieser Tagungsband des Doktorkollegs „Das österreichische Galizien und sein multikulturelles Erbe“ der Universität Wien zeichnen. In den geschichts- und literaturwissenschaftlichen Beiträgen werden unterschiedliche Facetten der Moderne dieser multiethnischen und plurikulturellen Region beleuchtet und spezifisch galizische Ausprägungen thematisiert. Dabei wird Galizien nicht zur bloßen „Peripherie der Moderne“ reduziert, sondern im Gegenteil als nahezu idealer Verhandlungsort der „Vielfalt der Moderne“ verstanden. Im Blickpunkt stehen unterschiedliche Selbst- und Fremdzuschreibungen Galiziens innerhalb der Diskurse um die Moderne. Dabei spannt sich der Bogen von modernen Krisensymptomen, neuen nationalen Ideologien, innerjüdische Assimilationsdebatten und interreligiösen Spannungen über die unterschiedlichen Auswirkungen von Modernisierungsprozessen in Verwaltung, Politik und Militär bis hin zur Konstruktion Galiziens als postmodernem Erinnerungsraum in der Gegenwart.
"Deutsche Mythen" entwickelten sich in Phasen, in denen die "Deutschen" Zäsuren zu bewältigen hatten und zu einer kohärenten Gemeinschaft integriert werden mussten. Sie sollten über ihre Ursprünge "aufklären" und so die jeweiligen nationalen Bestrebungen beziehungsweise politischen Systeme rechtfertigen, aber zugleich gemeinsame Werte und Haltungen erzeugen. Aber wie auf der europäischen Ebene auch, wirkt heute keine wirklich "funktionierende Geschichte" in der deutschen Gesellschaft.
„Wódz“, „Tautas vada“, „Caudillo”, „Duce“, „Conducator“, „Vožd‘“ als landessprachliche Varianten des „Führer“-Begriffs weisen darauf hin, dass Führer-Kulte (nicht nur) ein Phänomen im Europa des 20. Jahrhunderts waren und in zahlreichen Staaten etabliert worden sind. Führer-Kulte waren (und sind) die charakteristischste Form politischer Kulte und prägten nachhaltig die politische Kultur gerade der autoritären und totalitären Systeme des 20. Jahrhunderts, während andere Personenkulte, beispielsweise der um Evita Péron zu deren Lebzeiten, eher eine Stellvertreterfunktion wahrnehmen und Personenkulte um Verstorbene auf die gegenwärtig Herrschenden hin ausgerichtet werden, wie etwa im Fall des Lenin-Kultes. Ihre spezifische Wirksamkeit entfalten sie dadurch, dass sie in emotional eindringlicher Weise wirken und so die Teilhabenden zu einer Gemeinschaft zusammenschweißen.