940 Geschichte Europas
Refine
Document Type
- Book (2)
- Article (1)
- Conference Proceeding (1)
Language
- German (4)
Has Fulltext
- yes (4)
Is part of the Bibliography
- no (4)
Keywords
- Deutschland (4) (remove)
Politische Mythen als Sinngeneratoren heben im kollektiven Gedächtnis das hervor, was die jeweilige Gesellschaft für existenziell notwendig hält, und konservieren dies, so dass sie gerade während Krisenzeiten und Umbruchsphasen sowie bei Identitäts- und Legitimationsdefiziten immer wieder eine Renaissance erleben. Der Band umfasst insgesamt 25 Beiträge, die während der gleichnamigen Sommerakademie des Herder-Instituts und der Sektion „Mythos und Raum“ auf dem Kieler Historikertag 2004 diskutiert wurden.
Im Zentrum der Dissertationsschrift steht die Frage nach der Selbst- und Fremddarstellung des Bundes der Vertriebenen (BdV) in der Bundesrepublik und in Polen zwischen 1957 und 2004. Die Untersuchung konzentriert sich auf die Frage nach dem öffentlichen Bild des BdV in beiden Ländern. Zum einen wird danach gefragt, welches Bild der Vertriebenenverband von sich selbst der Öffentlichkeit zu vermitteln versuchte. Zum anderen wird der Frage nachgegangen, wie der BdV von den (west) deutschen und polnischen Medien dargestellt wurde. Die Arbeit geht von der These aus, dass die Selbst- und Fremddarstellung des BdV in der Bundesrepublik und in Polen im engen Zusammenhang mit dem politischen Wandel in beiden Ländern steht, genauso wie sie eng mit dem Oder-Neiße- und dem (west)deutschen Opferdiskurs verbunden ist. Die Untersuchung stützt sich auf (west)deutsches und polnisches Pressematerial. In die Analyse wurden Artikeln aus dem „Deutschen Ostdienst“, der „Zeit“, dem „Spiegel“, der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ sowie der „Trybuna Ludu“, „Rzeczpospolita“, „Polityka“ und „Tygodnik Powszechny“ einbezogen. Die Dissertationsschrift versucht, einen Beitrag zur Verbandsgeschichte, Mediengeschichte und zur Geschichte der deutschpolnischen Beziehungen zu leisten.
Über die Erinnerung an die Zwangsmigration der Deutschen ist es in Deutschland und Polen nach den politischen Umbrüchen von 1989/1990 immer wieder zu innergesellschaftlichen Kontroversen gekommen, die sich oftmals zu massiven Unstimmigkeiten im Verhältnis der Nachbarn ausweiteten. Die Massenmedien haben in der Erinnerung an und in den erinnerungspolitischen Kontroversen um die Vertreibung der Deutschen eine zentrale Rolle gespielt, die bislang nur wenig wissenschaftliche Beachtung fand. Maren Röger untersucht anhand von deutschen und polnischen TV-Dokumentationen, Spielfilmen und Presseerzeugnissen unterschiedlicher Genres, welche Massenmedien auf welche Art und Weise die nationalen Erinnerungskulturen prägten und in welcher Form sie zu den deutsch-polnischen Kontroversen über Flucht und Vertreibung beitrugen. Während die in der Volksrepublik Polen vor 1989 verordneten Erzählmuster über die Zwangsmigration eine deutliche Wandlung in den 1990er Jahren erfuhren, lässt sich für zahlreiche deutsche Medien ein relativ unkritischer Umgang mit kolportierten Opferzahlen und denjenigen Bildererzählungen der Vertreibung zeigen, die ihren Entstehungskontext in den Durchhalteparolen der NS-Propaganda haben.
"Deutsche Mythen" entwickelten sich in Phasen, in denen die "Deutschen" Zäsuren zu bewältigen hatten und zu einer kohärenten Gemeinschaft integriert werden mussten. Sie sollten über ihre Ursprünge "aufklären" und so die jeweiligen nationalen Bestrebungen beziehungsweise politischen Systeme rechtfertigen, aber zugleich gemeinsame Werte und Haltungen erzeugen. Aber wie auf der europäischen Ebene auch, wirkt heute keine wirklich "funktionierende Geschichte" in der deutschen Gesellschaft.