Studien zur Ostmitteleuropaforschung
Herausgegeben vom Verlag Herder-Institut, Marburg
Die Reihe umfasst überwiegend akademische Qualifikationsschriften und andere Monografien zur historisch-kulturwissenschaftlichen Ostmitteleuropaforschung. Alle Bände unterliegen einem double-blind-peer-review-Verfahren. Zwei Jahre nach Erscheinen der Printfassung werden sie im Open Access zugänglich gemacht.
Eine Übersicht aller bisher verfügbaren Ausgaben des Verlages finden Sie hier.
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Der 1897 im Russischen Reich durchgeführte Zensus bezifferte den litauischen Anteil der Bevölkerung von Vilnius auf lediglich 2,1 Prozent. Gleichzeitig verfügte die litauische Nationalbewegung über keinerlei Verbündete in ihrem Kampf, der zunächst auf die Herstellung territorialer Autonomie, später dann auf die Errichtung eines unabhängigen Staates „in seinen ethnografischen Grenzen“ mit Vilnius als Hauptstadt abzielte. Trotz dieser ungünstigen Umstände sahen ihre zentralen Akteure Vilnius als zukünftige litauische Hauptstadt an. Das vorliegende Buch untersucht das Zustandekommen dieses Ansinnens, das im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert aufkam, und fragt nach seiner Entwicklung und Implementierung. Da für die Nationalbewegung eine Hauptstadt schwer vorstellbar war, in der die Titularnation lediglich wenige Prozent ihrer Bevölkerung ausmachte, liegt ein weiterer Fokus der Studie auf der für nötig erachteten Litauisierung von Vilnius. Ein großer Teil des Buches befasst sich mit der Zwischenkriegszeit, in der Vilnius zu Polen gehörte und in der die litauische politische und kulturelle Elite Anstrengungen unternahm, die Idee von Vilnius als ewiger Hauptstadt Litauens in die breite Bevölkerung zu tragen. In dieser Periode, so ein Ergebnis der Studie, wurde Vilnius nicht nur zu einer politischen Idee, sondern entwickelte sich gleichzeitig zu einem Werkzeug politischer Manipulation. Auch die Ansprüche anderer Nationalitäten, die beispielsweise von Juden, Polen und (Weiß-)Russen vorgebracht wurden und denen sich die litauische Nationalbewegung gegenübersah, werden skizziert.
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Riga at War 1914-1919
(2014)
Hundert Jahre nach der Katastrophe von 1914 zeichnet Mark Hatlie in Riga at War: 1914-1919. War and Wartime Experience in a Multiethnic Metropolis die Geschichte Rigas während der Jahre des Ersten Weltkriegs und der darauffolgenden Kämpfe und Bürgerkriege nach. Das Buch nimmt die Stadt und ihre Bevölkerungsgruppen unter die Lupe. Die großen Etappen des Krieges in der Stadt werden behandelt, von der Mobilisierung, der Massenevakuierung, der Revolution und der deutschen Besatzung bis zur raschen Abfolge politischer und militärischer Ereignisse 1919. Gegenstand sind auch die demographischen Folgen, bei denen Riga zeitweise etwa die Hälfte seiner Bevölkerung verlor. Im zweiten Teil des Buches behandelt Riga at War die subjektive Kriegserfahrung der Deutschen, der Letten und der Russen, die in Riga lebten. Die unterschiedlichen Nationalitäten sahen den Krieg aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Ihre unterschiedliche Wahrnehmung der Ereignisse und ihre unterschiedlichen Handlungsmuster in Politik, Gesellschaft und Religion werden anhand zeitgenössischen Zeitungen, Archivalien und Memoiren beschrieben und analysiert.