Studien zur Ostmitteleuropaforschung
Herausgegeben vom Verlag Herder-Institut, Marburg
Die Reihe umfasst überwiegend akademische Qualifikationsschriften und andere Monografien zur historisch-kulturwissenschaftlichen Ostmitteleuropaforschung. Alle Bände unterliegen einem double-blind-peer-review-Verfahren. Zwei Jahre nach Erscheinen der Printfassung werden sie im Open Access zugänglich gemacht.
Eine Übersicht aller bisher verfügbaren Ausgaben des Verlages finden Sie hier.
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24/II
Dieses zweibändige Handbuch erzählt die Geschichte der Deutschen in Ungarn vom Mittelalter bis heute und fasst den dazu vorliegenden Forschungsstand zusammen. Berücksichtigt wird Ungarn in seinen jeweiligen historischen Grenzen. Zeitlich wird die von West nach Ost verlaufene Siedlungsmigration von ihren Anfängen unter König Stephan I. bis zu ihrem Höhepunkt im 18. Jahrhundert behandelt und die Geschichte der in Ungarn ansässig gewordenen einzelnen deutschen Siedlergruppen bis zur Aufl ösung des historischen Ungarns 1918 näher untersucht. Von 1918 bis zur Gegenwart, das heißt bis zu den Parlamentsund Kommunalwahlen 2006, steht die Geschichte der Ungarndeutschen im Mittelpunkt. Die Darstellung sucht ein Narrativ der Gruppengeschichte der Deutschen in Ungarn zu entwickeln, das sowohl die interethnischen Beziehungen zu den Magyaren als auch die Verfl echtung mit anderen Minderheiten berücksichtigt und somit eine multiethnische Perspektive einnimmt. Am Beispiel der Deutschen wird die Geschichte des Zusammenlebens sprachlich, ethnisch oder religiös unterschiedlicher Gruppen im historischen Kontext, in Zeit und Raum verdeutlicht. Gruppen wie die Deutschen in Ungarn benötigen ihre eigene Geschichtsschreibung, ihr eigenes historisches Narrativ. Ein solches Narrativ formuliert ein Identitätsangebot durch die refl ektierte und selbstkritische Aufarbeitung ihrer Vergangenheit. Eine quellengestützte Darstellung auch umstrittener Geschichtsperioden wie beispielsweise der NS-Zeit oder der Vertreibung soll vor diesem Hintergrund zur Überwindung von Traumata und Tabuisierungen beitragen. Es geht hier um eine transnationale, auf die Prozesse der gesamteuropäischen Geschichte hin geöffnete Geschichtsschreibung, die einerseits eine Einordnung der Gruppengeschichte in größere historische Zusammenhänge gewährleistet, andererseits die Besonderheiten der Gruppe im ständigen Vergleich mit anderen gebührend herausstellt und so ein plastisches und differenziertes Bild ihrer Geschichte zeichnet.
26
Wikinger oder Slawen?
(2012)
Bestattungen sind nicht nur für Archäolog/inn/en, sondern auch für Laien eine faszinierende historische Quelle: Hier werden einzelne Personen als Individuen fassbar. Die Interpretation solcher Funde wird dann brisant, wenn hinter der historischen Interpretation politische oder nationale Interessen stehen: so auch bei dieser Untersuchung von Bestattungen auf dem Gebiet des frühen piastischen Reiches (10. und 11. Jahrhundert). Die zwar auf ‚polnischem‘ Boden gefundenen Waffen wurden in Skandinavien gefertigt. Die aus diesem Befund resultierenden Fragen wurden zum zentralen Streitpunkt eines deutsch-polnischen wissenschaftlichen Diskurses. Die vorliegende Studie diskutiert daher die Rekonstruktion ethnischer Identität anhand von Grabbeigaben und damit zusammenhängend die Frage, ob ethnische Identitäten anhand archäologischer Quellen überhaupt festgestellt werden können. Sie verdeutlicht, dass häufig trotz schlechter Quellenlage die Funde weitreichend (über)interpretiert werden, dass zudem Konzepte aus Nachbarwissenschaften unreflektiert auf archäologisches Quellenmaterial übertragen werden. Umgekehrt hinterfragt sie auch die Tatsache, dass archäologische Ergebnisse in anderen Wissenschaften als ‚Wahrheiten‘ der jeweils eigenen Forschung zugrunde gelegt werden.
25
Im Zentrum der Dissertationsschrift steht die Frage nach der Selbst- und Fremddarstellung des Bundes der Vertriebenen (BdV) in der Bundesrepublik und in Polen zwischen 1957 und 2004. Die Untersuchung konzentriert sich auf die Frage nach dem öffentlichen Bild des BdV in beiden Ländern. Zum einen wird danach gefragt, welches Bild der Vertriebenenverband von sich selbst der Öffentlichkeit zu vermitteln versuchte. Zum anderen wird der Frage nachgegangen, wie der BdV von den (west) deutschen und polnischen Medien dargestellt wurde. Die Arbeit geht von der These aus, dass die Selbst- und Fremddarstellung des BdV in der Bundesrepublik und in Polen im engen Zusammenhang mit dem politischen Wandel in beiden Ländern steht, genauso wie sie eng mit dem Oder-Neiße- und dem (west)deutschen Opferdiskurs verbunden ist. Die Untersuchung stützt sich auf (west)deutsches und polnisches Pressematerial. In die Analyse wurden Artikeln aus dem „Deutschen Ostdienst“, der „Zeit“, dem „Spiegel“, der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ sowie der „Trybuna Ludu“, „Rzeczpospolita“, „Polityka“ und „Tygodnik Powszechny“ einbezogen. Die Dissertationsschrift versucht, einen Beitrag zur Verbandsgeschichte, Mediengeschichte und zur Geschichte der deutschpolnischen Beziehungen zu leisten.
24/I
Dieses zweibändige Handbuch erzählt die Geschichte der Deutschen in Ungarn vom Mittelalter bis heute und fasst den dazu vorliegenden Forschungsstand zusammen. Berücksichtigt wird Ungarn in seinen jeweiligen historischen Grenzen. Zeitlich wird die von West nach Ost verlaufene Siedlungsmigration von ihren Anfängen unter König Stephan I. bis zu ihrem Höhepunkt im 18. Jahrhundert behandelt und die Geschichte der in Ungarn ansässig gewordenen einzelnen deutschen Siedlergruppen bis zur Auflösung des historischen Ungarns 1918 näher untersucht. Von 1918 bis zur Gegenwart, das heißt bis zu den Parlaments- und Kommunalwahlen 2006, steht die Geschichte der Ungarndeutschen im Mittelpunkt. Die Darstellung sucht ein Narrativ der Gruppengeschichte der Deutschen in Ungarn zu entwickeln, das sowohl die interethnischen Beziehungen zu den Magyaren als auch die Verflechtung mit anderen Minderheiten berücksichtigt und somit eine multiethnische Perspektive einnimmt. Am Beispiel der Deutschen wird die Geschichte des Zusammenlebens sprachlich, ethnisch oder religiös unterschiedlicher Gruppen im historischen Kontext, in Zeit und Raum verdeutlicht. Gruppen wie die Deutschen in Ungarn benötigen ihre eigene Geschichtsschreibung, ihr eigenes hitorisches Narrativ. Ein solches Narrativ formuliert ein Identitätsangebot durch die reflektierte und selbstkritische Aufarbeitung ihrer Vergangenheit. Eine quellengestützte Darstellung auch umstrittener Geschichtsperioden wie beispielsweise der NS-Zeit oder der Vertreibung soll vor diesem Hintergrund zur Überwindung von Traumata und Tabuisierungen beitragen. Es geht hier um eine transnationale, auf die Prozesse der gesamteuropäischen Geschichte hin geöffnete Geschichtsschreibung, die einerseits eine Einordnung der Gruppengeschichte in größere historische Zusammenhänge gewährleistet, andererseits die Besonderheiten der Gruppe im ständigen Vergleich mit anderen gebührend herausstellt und so ein plastisches und differenziertes Bild ihrer Geschichte zeichnet.